Maria Montessori
Maria Montessori war eine in vielerlei Hinsicht beeindruckende Frau: als Pädagogin, als Frau, als Wissenschaftlerin und Philosophin. 1870 in Italien geboren absolvierte sie als erste (oder zweite) Frau in Italien ein Medizinstudium, bis dahin eine Männerdomäne. Daneben und später studierte sie auch Pädagogik, Psychiatrie, Philosophie und Anthropologie. Sie arbeitete zunächst vor allem mit geistig behinderten Kindern und gründete in San Lorenzo, damals ein Armen- und Elendsviertel von Rom ihre „Casa dei Bambini“, zu deutsch „Haus der Kinder“. Dort stellte sie fest, dass Kinder, nicht nur solche mit psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen, nicht nur untergebracht werden müssen, sondern Anreize brauchen, um sich entwickeln zu können und entwickelte die ersten Materialien.
Im Laufe ihres Lebens reiste Maria Montessori um Vorträge zu halten, Kurse zu geben (zur Ausbildung von Pädagogen) und sich mit anderen Persönlichkeiten ihrer Zeit auszutauschen. So hielt sie Vorträge in Europa und Amerika, gründete nach Stationen und Schulgründungen in Spanien und den Niederlanden im Zweiten Weltkrieg eine Modellschule und Kinderhäuser in Indien, kehrte danach nach Europa zurück und lebte bis zu ihrem Tod 1952 in Holland, bevor sie eine bereits geplante Reise nach Ghana in Afrika antreten konnte. Ihren letzten internationalen Kurs hielt sie übrigens in Innsbruck ab.
Das Beeindruckende an Montessoris Pädagogik ist ihre Gesamtsicht auf das Kind: Das Kind steht im Zentrum, es ist kein unfertiger Mensch sondern ein sich selbst entwickelndes Individuum, das seinen Platz in der Welt erobert. Es muss nicht angeleitet oder geformt und mit Wissen gefüttert werden, sondern zu seiner natürlichen Entwicklung angeregt werden. Ihre uns überlieferten Werke sind überwiegend Mitschriften ihrer Vorträge, viele von ihrem Sohn, Mario Montessori aufgeschrieben.
Maria Montessori ist auch eine (Friedens-)Philosophin - würden alle Menschen die Chance haben, sich nach ihrer Pädagogik zu entwicklen, dann wäre der Planet Erde ein anderer: voller Frieden und Harmonie.
Das Kind ist nicht ein leeres Gefäß, das wir mit unserem Wissen angefüllt haben und das uns so alles verdankt. Nein, das Kind ist der Baumeister des Menschen, und es gibt niemanden, der nicht von dem Kind, das er selbst einmal war, gebildet wurde.
Maria Montessori in:„Das kreative Kind“
Wenn Sie sich mehr für die Person und Arbeitsweise von Maria Montessori interessieren ohne gleich wissenschaftlich in die Tiefe zu gehen, bietet sich die Lektüre des Buches Lehrerin einer neuen Zeit von Laura Baldini an. Es ist kein historischer Bericht, es ist ein gut lesbarer Roman, tatsächlich könnte sich die Handlung aufgrund der bekannten Eckdaten so oder so ähnlich abgespielt haben.
Erschienen 2020 im Piper Verlag, ISBN 978-3-492-06240-4, 366 Seiten.